Der Ursprung von Corona, Verursacher von Krebs, eine chinesische Machtinstrument gegen den Westen – Wie gefährlich ist 5G?

Verschwörungstheoretiker, die glauben, dass dunkle Mächte zulasten der breiten Mehrheit, dem so genannten «Volk», ihren eigenen Interessen nachgegen, gab es schon in der Antike. So bediente sich Nero bekanntlich einer Brandstifterverschwörungstheorie, um die unliebsamen Christen zu verfolgen. Im Mittelalter waren es zu Zeiten der Pest angebliche Brunnenvergiftungen durch die Juden, die zu schlimmen Pogromen führte. Es gab die Theorie, dass Heilsfrauen mit dem Teufel im Bunde stecken, was Anlass für grausame Hexenverfolgung gab, oder das Gerücht, dass die Tempelritter geheime und frevelhafte Ritualen nachgehen, weshalb ihnen der französische König Philipp IV. den Prozess machte, während er doch eigentlich nur an ihr Geld wollte. Während der französischen Revolution wimmelte es von Verschwörungen, die sich leicht gegen politische Gegner einsetzen liessen, um sie auf das Schafott zu bringen.

So ist es kaum verwunderlich, dass sich auch zu Zeiten von Corona die absurdesten Verschwörungstheorien verbreiten. So wurden zum Beispiel in Holland und England im April Mobilfunkmasten angezündet, weil ein Gerücht besagte, dass sich das Corona-Virus durch die 5G-Mobilfunktechnik überträgt. Der Grund für das Auftreten des Corona-Virus in Wuhan sei die dort hohe Konzentration von 5G-Masten, so lautete die Theorie der Täter. Ein weiteres Argument: Covid-19 wütet vor allem in Gegend mit hohem 5G-Ausbau. Das kann doch kein Zufall sein. Dass in solchen Gegenden auch einfach mehr Menschen leben, kommt den Verschwörungstheoretikern nicht in den Sinn.

Nun könnten wir diese Theorie vielleicht mit einem Schmunzeln ad acta legen, denn unterdessen wütete der Virus ja besonders dort, wo es vergleichsweise wenig von den 5G-Masten gibt (Brasilen Chile, Indien, Russland). Doch schon vor der Corona-Krise war 5G ein Liebling der Verschwörungstheoretiker. Da ist insbesondere die immer wieder hervorgebrachte Warnung, dass die elektromagnetischen Wellen zur Übertragung der Informationen auf unsere Mobilgeräte höchst gesundheitsschädlich seien, weitaus mehr als bei anderen Mobiltechnologien, da die 5G-Frequenzen kurzwelliger sind als die bisherigen Mobilfunkwellen. Zudem heisst es, 5G sei die Technologie Chinas, die es der aufstrebenden Macht ermöglicht, die digitale Kontrolle über den Westen zu erlangen. Die Zusammenhänge zur Corona-Krise sollten wir mit einem entsprechenden Vermerk als komplett absurd abtun. Doch diese beiden Punkte wollen wir etwas näher betrachten.

Wie alle Funkwellen stellen auch die 5G-Wellen elektromagnetische Wellen im Frequenzspektrum von Radiowellen dar. Laut Definition sind Radiowellen elektromagnetische Wellen, deren Frequenz unterhalb von 300 Gigahertz liegen. Über 300 GHz bzw. unter einem Millimeter Wellenlänge beginnt der Bereich der Infrarotstrahlung. Noch einmal einen Faktor eintausend höher beginnt dann der Bereich des sichtbaren Lichtes, was sich in eine ebenfalls tausendfach höhere Energie seiner Photonen übersetzt.

Die für den Rundfunk verwendeten Frequenzbereiche Lang-, Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwelle starten von 30 kHz und gehen bis 300 MHz (Wellenlänge von 10 Km bis 1 Meter). Darüber liegen die Mikrowellen, eine Untergruppe der Radiowellen, die den Bereich von 0.3 GHz bis 300 GHz (Wellenlänge ein Meter bis ein mm) umfasst. Mikrowellen werden u.a. für WLAN, Bluetooth, Radar, Satellitenrundfunk und Amateurfunkdienst verwendet, sowie auch für das Mobilfunknetz. Letzteres arbeitet im Bereich von 800 MHz bis 2.6 GHz. Dem alten GSM-Mobilfunkstandard sind in Deutschland die Frequenzbereiche von 890 bis 915 MHz, von 935 bis 960 MHz, von 1.710 bis 1.785 und von 1.805 bis 1.880 MHz zugeordnet, der UMTS-Standard bedient sich der Frequenzen von 1.920 bis 1.980 MHz sowie von 2.110 bis 2.170 MHz, der LTE-Standard für die 4G-Netzwerke operiert in den Bereichen 800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz. Die neue 5G-Technolgie nutzt Frequenzbereiche darüber: Midband 5G verwendet Mikrowellen von 2,5 bis 3,7 GHz, High-Band 5G-Frequenzen von 25 bis 39 GHz (im oberen Millimeterwellenbereich).

Laut Experten für die biologischen Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung werden Radiowellen bei höheren Frequenzen allerdings sicherer und nicht gefährlicher für die Menschen. Denn: Je höher die Frequenz, desto weniger tief dringen die Strahlen in den Körper ein. Während hochfrequente Radiowellen ungeschütztes biologisches Gewebe im Körper erwärmen können (da es wie bei der Mikrowellen die Wassermoleküle zum Schwingen anregt; allerding haben Mikrowellenherde eine weitaus grössere Leistung als Mobilfunkstrahlen), wirkt gerade für sie und für Frequenzen darüber die Haut als Barriere und schützt die inneren Organe, einschliesslich des Gehirns, vor Exposition. Die menschliche Haut blockiert bekanntlich sogar die noch um Grössenordnungen höheren Frequenzen des Sonnenlichts. Erst für weit hochfrequentere elektromagnetische Energien wie UV oder sogar Röntgenstrahlen, die weit über der Energie des sichtbaren Lichtes liegen, wirkt dieser Schutz nicht mehr. Ihre Energie reicht dann auch aus, um das Erbgut direkt zu beschädigen.

Trotz dieser augenscheinlichen biophysikalischen Gegebenheiten gibt es immer noch eine Reihe von «Experten», die Radiowellen für 5G-Technolgie als „extrem gesundheitsgefährdend“ bezeichnen. «Je höher die Frequenz, desto grösser die Gefahr für Hirnkrebs», so die Aussage. Nach dieser Logik müsste sichtbares Licht die Krebsraten ins Unermessliche steigern. Einer wissenschaftlichen Überprüfung halten ihre Aussagen nicht stand: In vielen bisherigen Studien konnten keine Gesundheitsbeeinträchtigungen wie ein erhöhtes Krebsrisiko durch 5G-Wellen nachgewiesen werden.

Neben der wissenschaftlich unhaltbaren Warnung vor den Gefahren der 5G-Technologie steht die wirtschafts- und technologiepolitische Aussage im Raum, dass China mit der 5G-Technolgie eine inakzeptable technologische Führerschaft in der Welt übernehmen, bei Implementierung der neuen 5G-Netz im Westen diesem geheimdienstlich überlegen sein oder sogar Cyber-Attacken auf westliche Einrichtungen durchführen könnte. Es ist bekannt, dass die chinesische Regierung grossen Einfluss auf die Firmen in ihrem Land hat. So hat China im Juni 2017 das Nationale Geheimdienstgesetz erlassen, nach der jede Organisation und jeder Bürger in Übereinstimmung mit dem Gesetz Unterstützung bei der nationalen Geheimdienstarbeit zu leisten hat, zur Zusammenarbeit mit den chinesischen Geheimdiensten verpflichtet ist, und jegliche nationale Geheimdiensttätigkeit, dessen man sich bewusst ist, geheim zu halten. Westliche Analysten interpretieren dieses Gesetz derart, dass chinesische Unternehmen mit Geheimdiensten zusammenarbeiten müssen, auch wenn es um die Installation von Hintertüren zwecks Diebstahls von Daten für die chinesische Regierung geht. Aus gutem Grund ist das Vertrauen in das Wohlwollen der chinesischen Regierung im Westen kaum sehr ausgeprägt. Es ist zu befürchten, dass die diese ihre brutale Macht- und Interessenpolitik, die sie bisher nur in ihrer direkten Einflusssphäre (Tibet, Hong Kong, Taiwan) ausübt, fortsetzen und ausdehnen wird. Und haben nicht gerade die Vereinigten Staaten jahrelang vorgemacht, dass Spionage gerade durch technologische Überlegenheit möglich ist? Dem US-Geheimdienst war es damit sogar gelungen, das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abzuhören. Geht es hier vielleicht nur darum, den amerikanischen Vorsprung zu wahren?

Analysten argumentieren, dass die Risiken von chinesischen Telekommunikationseinrichtungen je nach Standort innerhalb der Mobilfunknetz-Architektur variieren. Die meisten Netzwerke sind in zwei Bereiche unterteilt: das Kern-Netz, welche das Tor zum Internet darstellt und sicherstellt, dass die Geräte den Anforderungen und Standards des Anbieters genügen, und das Funkzugangsnetz, das aus Mobilfunkmasten besteht, die Funksignale aussenden und empfangen. Diese Analysten sagen, dass die Risiken, die durch chinesische Kernnetze ausgehen, erheblich sind, die Risiken durch chinesische Funkzugangsnetze aber durchaus begrenzt werden können.

Als Antwort auf die nationalen Sicherheitsbedenken hat der US Kongress 2020 den Secure 5G and Beyond Act verabschiedete, womit der Präsident aufgefordert wird, eine Strategie zum Schutz der 5G-Systeme und -Infrastruktur in den Vereinigten Staaten zu entwickeln und die Verbündeten und Partner bei ihren eigenen Schutzbemühungen zu unterstützen. Die US-Regierung veröffentlichte ihre 5G-Strategie daraufhin im März 2020 und hat seitdem bereits den Einsatz von Huawei-Produkten und -Anwendungen in ihren nationalen Kommunikationsnetzen verboten.

Während die Sorge um die gesundheitlichen Risiken der 5G-Netze grundlos ist, sind sicherheitspolitische Bedenken durchaus ernst zu nehmen, auch wenn Donald Trumps tölpelhaftes Auftreten auf dem internationalen (und nationalen) Parkett uns reflexartig dazu führt, alles, was er tut und sagt abzulehnen. Aber auch hier liegt wie so oft der Teufel in den Details.

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